In der Geschichte des Räucherns kann man dieses
Kraut durchaus als keltisch-germanisches Kulturgut bezeichnen.
Der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis) oder Gemeine Erdrauch, ist die in Europa meistverbreitete Pflanzenart der Art Erdrauch (Fumaria). Wie immer ist am Wort "officinalis" erkennbar,
dass es sich um eine Arzeimittelpflanze handelt bzw. diese für medizinische Zwecke geeignet ist. Als Heilpflanze ist sie bis heute von großer Bedeutung geblieben. Abgesehen von ihrer
starken Rauchentwicklung und dem deutlichen krautigen Geruch, sehen bei manchen Arten die Blätter ein wenig "angeräuchert" grau aus und so bezeichnet Fumus
Terrae (Erdrauch) eine Pflanze, die aus dem Rauch / aus den Dämpfen kam.
Keltisch-germanisches Kulturgut des Räucherns
Bei den Germanen wurde die Pflanze auch
Elfenrauch genannt. Es steht also mit den Elementarkräften, Naturgeistern und den Wesen der Anderswelt in Zusammenhang. Schon damals war dieses Räuchermittel
sehr begehrt, um mit den Ahnen Kontakt aufzunehmen. Dazu wurde es draußen im Heiligen Hain geräuchert, um die Pforten der Anderswelt zu öffnen.
Als traditionelles Kraut zum Vertreiben schädigender Einflüsse fand es vielfältige Verwendung. Hexen und Zauberer nutzten es für Zaubertränke, Unsichtbarkeitszauber und
Bannsprüche. Im Mittelalter verwendete man den Rauch in Exorzismusriten um böse Geister, insbesondere Hexen, auszutreiben und Bannsprüche abzuwehren. Was mich irgendwie an "gleiches mit gleichem
heilen" erinnert ;-) Kein Wunder also, dass es in Klostergärten sehr beliebt war. Inzwischen geht man übrigens davon aus, dass der stark in den Augen beißende Rauch dazu führte, dass alle
Anwesenden die Augen schließen mussten und er deshalb dabei halt, sich "unsichtbar" zu machen. (Daher vermutlich auch im Volksmund einfach Rauchkraut genannt.)
Seine stark polarisierende Doftbotschaft bringt innere Prozesse auf Messers Schneide und hilft bei Entscheidungslosigkeit. Es heißt, es wirft einem seine
Illusionen auf, führt in die Wirklichkeit und dann ins Entscheiden/Handeln.
Nutzung als Heilkraut
Schon die keltischen Druiden und Zauberkundigen der Germanen schätzten den Erdrauch auch als heilsames Kraut. Sie verwendeten es zur Behandlung u.a. bei Bauchschmerzen,
Depressionen, Migräne, Verstopfung oder Würmern als Heilmittel. Hier erfolgte die Anwendung innerlich: es wurde ein Tee verabreicht.
Die Heilkraft des Erdrauchs kannte man auch
bereits im antiken Griechenland. „Der Saft ist beißend, er schärft das Gesicht und reizt zu Tränen.“, schrieb der berühmte Arzt Dioskurides im 1. Jahrhundert. In den arabischen
Ländern wird Erdrauch ebenfalls seit Jahrhunderten verwendet und dort insbesondere als Blutreinigungsmittel eingesetzt.
Im Mittelalter wurde der Erdrauch durch die Medizinschule von Salerno vom bloßen Exorzismus-Kraut zur Heilpflanze und wurde fortan in der Klosterheilkunde besonders bei
Hautkrankheiten und gegen Verstopfung angewendet und diente darüber hinaus als Mittel zur Stärkung.
Bei sehr hoher Dosierung soll es betäuben und bei niedriger Dosierung ist es als anregend bekannt, verfügt also über gegenteilige Wirkweisen.
In der modernen Medizin finden die sich zahlreiche Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Fumarsäure und Cholin in Medikamenten wieder.
Mischungen empfehlen sich für einen wohligen Duft, was der volkstümliche Name "Erdgalle" schon andeutet - wobei darin auch gleichzeitig der Hinweis auf seine galleanregende und auch abführende
Wirkung enthalten ist.
Räuchermischungen und Verwendung als Räucherwerk
Vermischt mit Kampfer und Weihrauch ist der Erdrauch stark erdend und hilft bei schamanischen Reisen/spirituellen Traumreisen.
In der Kombination Kampfer, Weihrauch und Garten- oder weißem Salbei wird es zu einer stark reinigenden Räuchermischung, die sich eignet, um Wohnräume, Büros, Orte und Plätze zu
klären (wenn dann der Rauch verzogen ist - also gut lüften im Anschluss!). Vor allem bei Ein- und Umzügen lohnt sich ein "energetischer Großputz", um mögliche energetische Altlasten zu
vertreiben.
Besondere Merkmale und Vorkommen
Dieses heimisches Räucherwerk hat den botanischen Namen Fumaria officinalis, gehört zu den Mohngewächsen und zählt aufgrund des Alkaloids Fumarin zu den giftigen
Pflanzen (in allen Teilen). Beim Ernten gern Handschuhe tragen.
Es wächst sehr häufig an Ackerrändern/Feldern, auf ungenutzten, abgelegenen Plätzen/Brachland oder Schutthalden und auch häufig wild im Garten (wo es als Unkraut verunglimpft wird). Die
einjährige Staude kann 15-30 cm hoch werden und hat meist ab Juni (in 2020 habe ich dies während den sommerlich warmen Tagen bereits früh Ende März/Anfang April entdeckt) einen traubigen,
tiefrosa farbigen Blütenstand mit einer dunkelrosa Spitze (Jürgen Feder sagt, die einzelnen Blütenblätter sehen aus wie ein sehr kleiner Penis). Die Blätter sind eher fedrig krautig und von
dunklerem Grün, bei einigen Arten wie oben geschrieben auch rauchig grau aussehend.